Ausstellungen

Michael Göbel - o. T. (Hochstände), 2007

room with a view | Kulturnetz Kassel | 2008

• o. T. (Hochstände)
• o. T. (Bedrooms)
• Sauerland Pension


Barbara Heinrich MA Einführung in die Ausstellung
Michael Göbel (Jahrgang 1973) hat in Kassel Freie Kunst bei Professor Lüthi und Visuelle Kommunikation bei den Professoren Ott und Stein studiert.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind Fotografie, Malerei, Zeichnung und Skulptur, die inhaltlich stets vernetzt sind und auch formal häufig in Form von Installationen zueinander gestellt werden.
Der Titel der Ausstellung „Room with a View“, also etwa „Zimmer mit Aussicht“, deutet das Thema schon an. Das englische Wort „view“ hat vielerlei Bedeutungen: Anblick, Ansicht, Aussicht, aber auch Absicht, Anschauung, Auffassung oder Betrachtung, Blick, Vorstellung.
Gemeint ist also nicht nur die Auseinandersetzung mit realen Räumen und ihren formalen Aspekten, also der Blick auf etwas, sondern es geht in Michael Göbels Arbeiten immer auch um Einblicke und Verortungen im Sinne von Ansichten oder Standpunkten.
Michael Göbels Skulpturen, wie die hier ausgestellten Hochstände, sind verkleinert nachgestellte, auf exakter Fotorecherche basierende Rekonstruktionen realer Gegebenheiten. Jeder kennt diese eigenartigen Gebilde der Waldmöblierung, die ihren Nutzern die Möglichkeit bieten unbeobachtet beobachten zu können. Im englischen nennt man sie „Raised Hides“, also erhöhte Verstecke. Der Hochstand ist ein Raum, von dem aus man den Überblick über einen bestimmten geografischen Bereich hat und der seine jeweiligen Nutzer zugleich selbst schützt – eine Art Anonymität in einem öffentlichen Raum.
Im Maßstab 1:6 verkleinert und gleichförmig rosa eingefärbt erstarren nun diese Kleinskulpturen zur ironischen Karikatur ihrer ursprünglichen Versprechungen, denn nun kann jeder Einblick nehmen – der Betrachter hat den Überblick über das Geschehen. Und um genau diese Umkehrung des Blickwinkels, um das Wechselspiel von Verstecken und Zeigen, von Intimität und Öffentlichkeit geht es in Michael Göbels Arbeiten.
So auch in Sauerland Pension, einem Ensemble aus zwei Kopfkissen, die auf einem hölzernen Bord ausgestellt sind. Was sonst nur in der Abgeschiedenheit eines Hotelzimmers dem jeweiligen Mieter (und dem Zimmermädchen) zugänglich ist, wird hier öffentlich gemacht, einschließlich der Gebrauchsspuren.
Dieser Wechsel von Innen- und Außenansicht setzt sich auch in den ausgestellten Zeichnungen fort, die zum einen öffentliche Räume, wie etwa die Poollandschaft einer Hotelanlage, aber auch Innenräume, also intime Interieurs zum Thema haben (in diesem Fall Schlafzimmer). Mit hellgrauem Grafikmarker sind die Sujets in zarter Schraffur aufgetragen. Nur aus der Fernsicht gibt sich das Dargestellte in seiner Gesamtheit zu erkennen. Kommt man näher, lösen sich die Formen in der Schraffur auf und werden transparent, fast durchsichtig.
Wie privat ist der öffentliche Raum? Wie viel Öffentlichkeit verträgt das Private? Welche Einblicke lassen wir zu und welche werden uns gewährt? Wie entstehen Ansichten und wie individuell sind sie? Um genau diese Fragen kreisen die Arbeiten von Michael Göbel.

Presse

HNA, 28.3.2008, P. Sommer

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Michael Göbel - Ausstellung "Miniaturwelten", 2004

Miniaturwelten | Kunsttempel, Kassel | 2003

• Zuhause
• Andenken an Zuhause
• Menschen

Doris Krininger MA Einführung in die Ausstellung (Auszug)

(…) 100 minutiös auf Papierschnipsel schwarz weiß in Öl gemalte Ganzkörperbildnisse zwischen 3 cm und maximal 7 cm Höhe, sowie eine weitere bunt kompakte, auf Holztäfelchen gesetzte Bildnisreihe stellt Michael Göbel dem groß aufgeladenem Image der Porträtmalerei gegenüber. Zeitungsprints, später eigene Fotoaufnahmen liegen jeweils als Ausgangsmaterial seiner Porträtgalerie zugrunde. Die Papierblättchen, schlicht mit Stecknadeln angepinnt finden passgenau in einer Schachtel ihre Aufbewahrung, zu den Farbarbeiten gehört eine Kassette mit dem Fassungsvermögen von je 6 Täfelchen und zur Erleichterung der Hängung hinzugefügt, eine Bohrschablone. Als work in progress konzipiert, löste die noch unbeendete Buntserie, 1998 die schwarz-weiß Reihe ab. Die Häufung der anonymen Porträts ist als visuelle Statistik, in Kleidung Haltung und Auftreten als zeitbezogenes Soziogramm zu lesen. Ein minimaler Kunstgriff, die radikalen Verringerung des gewohnten Volumens irritiert und verlangt genaues Hinsehen wie die Typologien der Winzlinge den bevölkerungsdurchschnittlichen Ist-Zustand malerisch protokollieren.
Unterm Sturz gesichert ruhen 6 „Andenken an Zuhause“ betitelte Modelle. Sie gehören als Indikatoren wohlständischer Existenz zu dem schwebenden Reihenhaus, „Zuhause“, welches in leichter Korrektur an der LandbergGartenBahn-Norm ausgerichtet ist. Die 2002 entstandene Werkgruppe basiert ebenfalls auf Fotorecherchen überall zu findenden, von Ortsbezogenheit und Lokalkolorit gesäuberten Privatbesitzes. Aus Gips, Holz und Pappe bestehend und identisch mit einem Ton aus der RAL-Mattlack-Palette eingefärbt, zeigt sich hermetisch abgedichtet, in Bauspareroptik standardisiert das Eigenheim und seine obligatorischen Requisiten. Schaukel, Kamingrill, Wäschespinne, Sichtschutz, Schuppen, Zaun und BMW-Combi referieren familiär ideale Arbeit und Freizeitkonditionen. Im abwaschbar, cleanen Finish erstarren die Kleinskulpturen zur zynischen Karikatur ihrer vermeintlichen Versprechungen. (…)

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